Wir tragen die Volkstracht aus dem Seebachgrund (westlich von Erlangen) , aus der Zeit um 1930.
Der Seebachgrund liegt westlich von Erlangen und hat seinen Namen von dem Bächlein "Seebach". Die Quelle der Seebach entspringt aus dem obersten Seebachweiher bei Gerhardshofen - Sintmannsbuch und mündet bei Möhrendorf-Kleinseebach in den Main-Donau-Kanal. Die Seebach hat eine Gesamtlänge von etwa 22 km.
Die Seebachgründer Tracht ist die sogenannte "Bauernwoar", Bauernkleidung, die alle Bäuerinnen trugen, die zur katholischen Pfarrei Hannberg gehörten. Die Form und Gestalt der Tracht gab Auskunft über die Herkunft und Konfession, sowie über den Wohlstand der Familie.
Zur Pfarrei Hannberg gehörten um 1900 die Ortschaften Hannberg, Niederlindach, Klebheim, Hesselberg, Dannberg, Röhrach, Neuenbürg, Großenseebach, Heßdorf, Ober- Mittel - und Untermembach, Klein- und Großdechsendorf. Ab der Gebietsreform 1972 wurden Groß- und Kleindechsendorf zu Dechsendorf, einem Ortsteil von Erlangen. 1973 wurde Dechsendorf zur eigenen Pfarrei erhoben.
Der Seebachgrund gehörte bis zur Gebietsreform 1972 zu Oberfranken. Deswegen unterscheiden sich die Trachten nicht wesentlich von der Tracht, die in der fränkischen Schweiz zu dieser Zeit getragen wurde.
Das deutlichste Merkmal unserer Tracht ist die Jacke (Kittel). Durch die Abrundung am Rücken und die besondere Art des Ausputzes (U-Form) konnte man gleich die Zughörigkeit zum Seebachgrund erkennen.
Die meisten Seebachgründer Trachtenträgerinnen trugen ihre Tracht bis zum Tod. Auch wenn sie in eine andere Gegend einheiratete, wurde die Tracht der Heimat weiterhin getragen.
Wir sind in der glücklichen Lage, doch noch einige Wissensträger über die Trachten greifbar zu haben. In Vereinsbesitz befinden sich viele Originaltrachten, an diesen kann man die Machart und die Art der Stoffe erkennen. Auch liegen uns noch Schnittmuster zum Anfertigen von Jacken, Miedern und Hemden vor. Von unschätzbarem Wert sind auch die vielen Fotografien von verschiedenen Anlässen. Im März 1994 trafen sich in unserem Vereinsheim 17 Trachtenträgerinnen (von noch 26), die ihre Tracht noch täglich trugen und gaben uns ihr Wissen zur Tracht weiter. 2013 verstarb die letzte, immer trachtentragende, Frau aus dem Seebachgrund.
Wir tragen die Tracht heute nur noch zu Anlässen im Rahmen des Vereinslebens, z.B. bei Prozessionen zu kirchlichen Anlässen, Festzügen oder beim Dorffest. Ein goldenes Hochzeitspaar ließ sich 2009 in Tracht vor dem Altar noch einmal segnen.
Unsere Trachtenwartin Regina Kindler, deren Herzblut an den Trachten hängt, hat sich in den ruhigen Coronazeiten die Mühe gemacht, unzählige Trachtenteile zu fotografieren und in einem sehr schönen Fotoheft zu verewigen und detailreich zu beschreiben. Hier kann man gut die Vielfalt und Schönheit unserer Tracht erkennen. Auch Einzelheiten des Schmuckes, wer und wo die Schneiderinnen lebten, Einzelheiten zur Festtagstracht, der Tanztracht, Werktagstracht, Arbeitskleidung, den Kärwasschürzen für die Kärwasbubm und vieles mehr hat sie darin aufgeschrieben. Auch viele Bilder aus diversen Familienalben sind verewigt. Bei Interesse an diesem Heft wenden Sie sich bitte an den Verein hier unter Kontakt.
Für den Niedergang der Tracht ist einmal der zweite Weltkrieg verantwortlich. Es fehlten die jüdischen Händler, die ihre Stoffe und Borten meist aus dem Osten bezogen. Die Ostgebiete Thüringen und Sachsen, bekannt durch den Blaudruck, wurden nach der Teilung Deutschlands zum Ausland.
Im Zeichen der Industrialisierung schwand auch das bäuerliche Lebensgefühl, der "Bauernstolz". Die jungen Frauen wollten auch fortschrittlich und modern sein. Ein anderer Grund war die Bequemlichkeit der neuen Kleidung. Sie bestand nicht aus so vielen einengenden Kleidungsstücken. Das Waschen der modernen Kleidung ging einfacher, da keine so empfindlichen Stoffe verwendet wurden, wie bei etlichen Trachtenteilen.
Viele Frauen entschieden sich auch für eine Kurzhaarfrisur, um modern zu sein, jünger auszusehen oder weil´s einfach praktischer war.
Frauentracht wie wir sie heute tragen:
Schuhe: schwarzer Lederschnürschuh mit kleinem Absatz
Strümpfe: schwarze (blickdichte) Strümpfe, ohne Muster
Unterwäsche: unter die Knie reichende Spitzenunterhose, aus weißem Baumwollstoff
weißer Baumwoll-Unterrock mit Spitzenabschluss,
darüber bei Kälte rot- oder blaufarbige Wollunterröcke, teilweise mit aufgenähter Verzierung
Hemd / Bluse: Hemdbluse, 3/4 Arm mit Spitzenabschluss, kleiner Stehkragen mit Spitzenabschluss, runder Halsausschnitt
Kleid: verschiedenfarbige Röcke (grün, blau, rot, lila, schwarz), die am Bund in Stiftelfalten gezogen werden, wobei der Bauchbereich glatt bleibt. Im unteren Drittel 2 schwarze Taftbänder. Besenborte als Rockabschluss.
Schürze: Seidenstoff meist schwarzgrundig mit Blumenmuster in den Farben rot, grün, lila, blau, pink oder schwarz, im unteren Drittel breite schwarze Spitzenborte. Die Schürzenbänder sind aus Taft im gleichen Farbton des Stoffes. Wir tragen auch Schürzen aus schwarzem Atlasstoff mit buntem, aufgesticktem Blumenmuster, an den Festtagen.
Oberteil: schwarzer Samtmieder, am Rücken und Brustbereich bunt bestickt. Vorne meist abgerundeter Ausschnitt. Hakenverschluss mit Kettchen vorne.
Schultertuch: kleines oder großes Seidentuch mit geknüpften Fransen in den Farben rot, grün, blau, pink, lila und schwarz.
Jacke: aus dunkelgrundigem- oder schwarzem Stoff. Im Rückenbereich U-förmiger Ausputz aus schwarzen Spitzen und Bändern. Rückenbereich nach unten zu abgerundet. Kleiner Stehkragen, mit weißer Spitze.
Kopfbedeckung: (auf die niemals offen getragenen Haare) ein schwarzes besticktes Kopftuch aus Wolle, mit oder ohne Fransen, das mit einem seitlichen Knoten getragen wird.
Schmuck: goldene Kreuzkette, Brosche meist goldfarben,
Tasche: schwarzer Samtbeutel, teilweise bestickt
Männertracht:
Von den Männern konnte keine Tracht eindeutig nachgewiesen werden, da sie während der Kriege immer Uniform trugen und sich danach der städtischen Kleidung anpassten. Zur Hochzeit trugen sie bis etwa 1945 einen Gehrock mit Zylinder, an den Festtagen und Sonntagen Anzug mit Weste, Krawatte und Hut.
erneuert, wird seit 1986 in Dechsendorf getragen:
Schuhe: schwarzer Lederschnürschuh
Strümpfe: schwarze Wollstrümpfe
Hose: schwarze lange Stoffhose
Hosenträger: keine
Hemd: weißes Baumwollhemd. lange Ärmel, Hemdkragen
Binder: schmales Seidenband
Weste: roter feiner Wollstoff, runder Halsausschnitt, 15 silberfarbene Knöpfe mit Frankenwappen
Jacke: schwarze Stoffjacke, Stehkragen mit Auslegerrevers. Vordere Seite rechts und links, je 4 Zierknöpfe mit Frankenwappen, in der Mitte jeweils 1 Knopf der mit einer Kette verbunden wird.
Kopfbedeckung: schwarzer, flacher, runder Filzhut mit rot-schwarzer Zierkordel
Schmuck: Uhrkette,
manchmal auch silberfarbene Kette mit verschiedenen Anhängern